Baugrund

Überall, wo der Mensch für bauliche Zwecke in den Untergrund eingreift, ist eine Baugrund­­erkundung zur Ermittlung der Standsicherheit von geplanten Bauwerken von zentraler Bedeutung. Ziel einer Baugrund­­erkundung ist es, mögliche Baugrund­probleme und Gefahren im Zusammen­hang mit dem geplanten Bauwerk im Vorfeld zu identifizieren. Aus den gewonnenen Erkenntnissen sind anschließend die erforderlichen Maßnahmen für die Gewährleistung der Standsicherheit des geplanten Bauwerkes aber auch anderer baulicher Anlagen abzuleiten.

Die Landesingenieurgeologie berät für eine Vielzahl von Bauvorhaben die zuständigen Planungs- und Genehmigungs­­behörden auf Kreis-, Regierungs­bezirks- und Landes­ebene. Die Bauvorhaben umfassen u. a. den Straßen- und Tunnelbau, den Bau von Stauanlagen, den Deponiebau, Grün­dun­gen von Ingenieur­­bau­werken (z. B. Brücken) sowie Flur­neuordnungen und den forstlichen Wegebau. 

Blick auf einen blauweißen LKW mit montiertem Bohrturm vor blauem Himmel auf einer Wiese. Zwei Personen bedienen das Bohrgerät. In der unteren Bildhälfte sind schmale Holzkisten mit Bohrkernen ausgelegt. Eine Person in oranger Weste in Rückenansicht steht vor den Holzkisten und betrachtet diese. LGRB

Für diese obengenannten Projekte (Bauvorhaben) werden von der Landes­ingenieurgeologie Baugrund­erkundungen geplant, ausgeführt bzw. betreut und ausgewertet. 

Methoden zur Baugrunderkundung

Eine Baugrunderkundung beinhaltet eine Untersuchung des Untergrunds durch Aufschlüsse. Zur Erkundung des Untergrundaufbaus werden Bagger­schürfe, Bohrungen sowie meist begleitend Rammsondierungen ausgeführt. Die Aufschluss­methode sowie Lage und Tiefe der Aufschlüsse legt das von der Landes­ingenieur­geologie im Vorfeld für jedes Bauvorhaben individuell erstellte Erkundungskonzept fest. 

Blick auf eine Wiese mit Bäumen und Sträuchern im Bildhintergrund. Am linken Bildrand hebt ein gelber Bagger in Frontansicht ein Loch aus. Die Baggerschaufel ist größtenteils vom Bild abgeschnitten. In der rechten Bildhälfte stehen mehrere Personen um ein ca. 4 m hohes, gelbes Kleinbohrgerät. Das Kleinbohrgerät ist selbstfahrend auf einem Raupenantrieb montiert. LGRB
Baggerschurf (links) und schwere Rammsondierung (dynamic probe heavy, rechts) zur Erkundung des Voreinschnittsbereichs des Arlinger Tunnels, Pforzheim

Bei Baggerschürfen werden üblicherweise Schlitze in der Breite der Baggerschaufel gegraben, aus denen Probenmaterial gewonnen und der Schichtenaufbau im Anschnitt aufgenommen werden kann. Bohrungen werden durch ein entsprechendes Bohrgerät abgeteuft. Die Baggerschürfe und Bohrungen werden i. d. R. von Fachfirmen im Auftrag der Planungsbehörden ausgeführt, Rammsondierungen können auch von der Landesingenieurgeologie durchgeführt werden. Die Gesteins­ansprache erfolgt meist durch das LGRB.

Bohrlochversuche und -ausbau

Sofern im Erkundungskonzept vorgesehen, können während des Bohrvorgangs oder daran anschließend von Fachfirmen in den Bohrlöchern Versuche durchgeführt werden, z. B. zur Ermittlung der In-situ-Verformbarkeit des Gebirges, der Gebirgs­durch­lässigkeit oder auch zur Erfassung des Trennflächengefüges. Kurzzeit-Pumpversuche zur Ermittlung des Grund- und Schichtwasser­andrangs können durch das LGRB ausgeführt werden. 

Ein fertig abgeteuftes Bohrloch kann je nach Erfordernis zu einer Grundwassermessstelle oder, zur Messung von Verformungen im Untergrund, zu einer Inklinometer- oder Extensometer­messstelle ausgebaut werden.

Die Auswertung/Bewertung von Bohrlochversuchen sowie die Betreuung verschiedener Messstellen (z. B. Durchführung und Auswertung von Inklinometer­messungen) werden von der Landes­ingenieurgeologie durchgeführt.

Laboruntersuchungen 

An gewonnenen Locker- und Fest­gesteins­proben sowie entnommenen Grundwasser­­proben können im Geo­­wissen­schaft­­lichen Labor des LGRB weiterführende Unter­suchungen durchgeführt werden, um u. a. geotechnische und petro­graphische Parameter sowie die Grundwasser­­beschaffenheit zu bestimmen.

Ergebnis

Alle Untersuchungsergebnisse und Berechnungen werden in einem auf, das jeweilige Bauprojekt abgestimmten geotechnischen Bericht oder Gutachten zusammengefasst. Diese bilden die Grundlage für die weitere Planung, Ausschreibung und Ausführung.

Innenansicht einer Lagerhalle. Mehrere Personen stehen gebückt über ausgelegten länglichen Holzkisten, die zylinderförmig gebohrte Steine, Gesteinsbruchstücke und Boden enthalten. Die Personen zerkleinern zum Teil die Gesteine mit Hämmern und packen diese in beschriftete durchsichtige Beutel. Im Bildhintergrund sind ein blaues Hallentor, Regale, Schränke und Geräte zu erkennen.  LGRB
Beprobung von Bohrkernen für Laboruntersuchungen am LGRB

Zu den Aufgaben des Landesamts für Geologie, Rohstoffe und Bergbau (LGRB) als Staatlicher Geologischer Dienst von Baden-Württemberg gehört nach einer Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg von 2011 die Beratung und Gutachtenerstellung für Landesbehörden. Für andere Auftraggeber außerhalb der Landesverwaltung darf eine Beratung nur unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips und der Landesinteressen erfolgen.

Die Durchführung von Baugrunderkundungen oder eine Baugrundberatung für Private gehören nicht zu den Aufgaben des LGRB. Für diesbezügliche Fragestellungen werden objektbezogene Baugrunduntersuchungen nach DIN 4020 bzw. DIN EN 1997 durch private, mit der regionalen Geologie vertraute Ingenieurbüros empfohlen. Eine Auflistung entsprechender Ingenieurbüros geben die Branchenverzeichnisse oder die jeweilige Industrie- und Handelskammer (IHK).

Informationen zum Baugrund können Sie dem LGRB-Kartenviewer entnehmen. Neben anderen geologischen Themen kann hierbei z. B. der geologische Basisdatensatz des LGRB im Themenast Geologie / Geologische Karte 1 : 50 000 (GeoLa GK50) angezeigt werden. Die in Baden-Württemberg vorkommenden Geogefahren sowie weiterführende geotechnische Themen, die zu schwierigen Baugrundverhältnissen führen können, sind in der Ingenieurgeologischen Gefahrenhinweiskarte von Baden-Württemberg (IGHK50) im Themenast Ingenieurgeologie aufbereitet oder können unter https://geogefahren.lgrb-bw.de abgerufen werden.

Die beim LGRB vorhandenen geologischen Aufschlussdaten (Bohrungen, Baggerschürfe etc.) sind im LGRB-Kartenviewer im Themenast Bohrungen / ADB Aufschlüsse (Stammdaten) als Punkte räumlich verortet. Weiterführende Dokumente der Aufschlussdaten (z. B. Schichtenverzeichnisse) können Sie im LGRB-Shop kostenpflichtig bestellen. Auch innerhalb des LGRB-Shops können Sie thematisch und räumlich nach Aufschlussdaten suchen. Zudem gibt es im Shop die Möglichkeit, eine Liste der gewünschten Aufschlüsse hochzuladen oder bereits bekannte Aufschlüsse über die Nachweisdaten (TK25/Arnum) anzufordern.

Für die Bestellung von Aufschlussdaten ist eine Anmeldung bzw. Registrierung (https://produkte.lgrb-bw.de/login/index_html) im LGRB-Shop notwendig. Sofern Sie bereits ein Benutzerkonto besitzen, können Sie sich direkt im LGRB-Shop (https://produkte.lgrb-bw.de/login/index_html) einloggen und unter dem Menü-Punkt „Bohrungen“ die gewünschten Aufschlussdaten bestellen.